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> Wus hadder gsogt? - Vom Wortschatz der Heilers
Der Bibliothekar
Geschrieben am: Jan 28 2008, 12:20 AM
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Titel: Wus hodda gsogt? - Vom Wortschatz der Heiler
Autor: Mark Turand
Datum: 27.01.2008
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Einleitung

Kommunikation zwischen Arzt und Patient ist eine wichtige Sache - und läuft oft gründlich schief. Grade bei spezialisierten Fachärtzen ist es leider keine Seltenheit, dass ein Patient nach dem Gespräch mit dem Arzt kein bischen schlauer, dafür aber verwirrter und ggf. verängstigter ist. Denn oftmals bedient sich der Herr Doktor eines Vokabulars, mit dem der Patient nicht viel anfangen kann.
Den Umstand, dass man je nach Situation aus einem anderen Wortschatz schöpfen sollte, haben die "echten" Mediziner glücklicherweise mittlerweile erkannt und lassen sich von Kommunikationstrainern sensibilisieren. Die Patienten danken es ihnen.
Für heilkundige Charaktere im Larp ist dieser Punkt nicht ganz unwichtig. Zum Einen zeigt man durch die Verwendung bestimmter Fachwörter, dass der Charakter Ahnung von dem hat, was er da tut. Zum Anderen muss man seinem Mitspieler aber auch zu Verstehen geben, was man grade tut, um den Charakter z.B. etwas zu beruhigen und gleichzeitig dem Spieler Ansatzpunkte für's Spiel zu geben.



Und ewig lauert das Telling...

Der Begriff "Telling" bezeichnet das OutTime-Ansagen von Fähigkeiten, Zaubern, usw. als Ersatz für die Darstellung und gilt bei vielen Spielern als verpönt. Es wird sich kaum jemand beschweren, wenn man sich nach der Behandlung kurz zum Patienten beugt und ihm leise in zwei drei kurzen Sätzen erklärt, welche spieltechnischen Konsequenzen die Behandlung jetzt hat. Andererseits ist sowas in der Regel überhaupt nicht nötigt - schließlich gehört es mit zur Aufgabe eines Heilkundigen, seinem Patienten mit auf den Weg zu geben, wie er sich zu verhalten hat, damit die Behandlung wirkt.

Anstatt dem Spieler also zuzuflüstern "also Wundbrand bekommst du nicht, nach 2 Stunden kannst du wieder kämpfen und regenerierst pro Stunde 2 Lebenspunkte", kann man dem Charakter ins Gewissen reden: "So, das Schlimmste haben wir verhindern könne, Falls Ihr Euch in den nächsten Tagen nicht zu sehr anstrengt, wird es gut verheilen. Ich erwarte Euch morgen zur Mittagszeit, ich will mir die Wunde nochmal anschauen und den Verband wechseln. Und wagt es ja nicht, Euch ins Kampfgeschehen zu stürzen, sonst benutze ich beim nächsten Mal die DICKE Nadel!" Das kann man natürlich ein wenig abwandeln, je nachdem wie gutherzig man ist.

Aber warum von Tagen reden, wenn das Regelwerk von Stunden spricht? Ganz einfach: Jedem dürfte klar sein, dass Wunden sich nicht in wenigen Stunden schließen, es wirkt also "echter". Außerdem hat es eigentlich keinen großen Sinn, den Mitspielern das Regelwerk erklären zu wollen - entweder sie halten sich dran oder nicht; überprüfen kann man es eh nicht. Ziel sollte es sein, möglichst durchgängig im Spiel zu bleiben. Begriffe aus dem Regelwerk zu verwenden wirkt oft störend, man sollte es daher möglichst vermeiden, von "Körperheilung" oder "Lebenspunkten" zu reden.

Natürlich gilt das auch für die Behandlung an sich. Anstatt dem Spieler zuzuflüstern "Du, das tut jetzt weh und so", reicht ein kurzes "Das könnte/wird jetzt weh tun" bevor man schneidet, näht, brennt, oder Ähnliches (für Heilmagier wäre entsprechend "ich werden jetzt versuchen, ein Gift zu erspüren" einem "ich wirke jetzt mal 'Gift spüren'" vorzuziehen). Generell ist es wichtig, während der Behandlung mit dem Patienten zu reden. IT hat dies die Funktion, den Patienten zu beruhigen oder auf kommende Schmerzen vorzubereiten - OT gibt man dem Spieler so die Möglichkeit sich aktiv an der Behandlung zu beteiligen und richtig zu reagieren.



Zum Gruße, Herr Kollege

Als Heiler verfügt man, je nachdem wie der Charakter angelegt ist, ggf. über verschiedene "Sprachen", zwischen denen man je nach Situation hin und her wechselt. Einem Patienten gegenüber wird man in der Regel möglichst "einfache" Worte wählen, damit dieser einen versteht (und der Spieler ggf. richtig reagieren kann). Es gibt aber Situationen, da kann es passend sein, ins "Fachchinesisch" zu wechseln, z.B. im Gespräch mit anderen Heilkundigen (wenn man von einem "gebildeten" Medicus ausgeht - bei einem Kräuterweib würde es wohl eher schräg wirken) oder um jemanden zu beeindrucken. Durch die Verwendung von Fachbegriffen macht man deutlich "Ich habe Ahnung". Im Gespräch mit anderen Gelehrten zeigt es Zugehörigkeit an und grenzt die Gruppe zusätzlich gegen "die Unwissenden" ab. Manchmal kann die Sache mit dem Fachchinesisch aber auch nach hinten losgehen...



Moderne Begriffe und IT-Alternativen

Durch Fachbegriffe zeigt man, dass man Ahnung hat, immer mal wieder rutschen Heilern dabei aber diverse moderne Begriffe heraus, die für eine Fantasy/Mittelalter-Welt befremdlich wirken.. Diese kurze Liste soll einige dieser Begriffe auflisten und Alternativen anbieten. Genrell gilt aber, dass alte Begriffe nicht modern wirken können, die z.B. der Begriff "Wiederbelebung". Diese Liste ist also durchaus subjektiv:
  • desinfizieren - hier sollte man lieber "säubern", "reinigen" oder "auswaschen" verwenden
  • Viren, Bakterien, Erreger - alles moderne Begriffe aus der Mikrobiologie und daher unpassend. Ggf. einfach von einem Gift oder einer Krankheit sprechen.
  • Fremdkörper, Schmutzpartikel - während "Fremdkörper" als Fachbegriff unter Heilern wohl noch passend sein kann, sollte man grade Patienten gegenüber die Sachen einfach beim Namen nennen: Splitter, Schmutz, Stoffetzen... was halt alles so in eine Wunde geraten kann.
  • Schocklage, stabile Seitenlage - diese Soforthilfemaßnahmen klingen nicht nur zu modern, es wirkt auch sehr befremdlich, wenn ein Recke auf dem Schlachtfeld vom Heiler "verrenkt" wird.
  • Antibiotikum, Sedativum - werden mit moderner Medizin assoziiert.
  • Immunsystem - hier könnte man von den "Abwehrkräften" reden, wie es ja die Werbung heutzutage auch tut, oder aber auch die "Heilkräfte des Körpers" bzw. schlicht dem "Körper" reden ("Das Gift hat den Körper geschwächt")
  • ...

Besonders skurril fand ich den "Röntgen-Zauber", mit der eine Heilmagierin ihren Patienten nach Knochenbrüchen absuchen wollte. Mittlerweile habe ich aber aus zuverlässiger Quelle erfahren, das Großmagus Röntgen garnicht erfreut wäre, auf der Liste zu landen wink2.gif



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